Donnerstag, 17. Juli 2008

Energydrink: Die Invasion der „Roten Bullen“

Frankreichs Verbot für Red Bull wurde von der europäischen Markt-Aufsicht gekippt. Mit einer Werbekampagne feiert der Drink aus Österreich seinen Sieg.

Paris. Ihrem Ruf getreu leisteten Asterix und seine Gallier bis zuletzt Widerstand. Jetzt müssen sie den Becher mit dem Gebräu, das angeblich wie der Zaubertrank ihres Druiden ungeahnte Kräfte verleiht, dennoch trinken. Das hat man im fernen Brüssel so angeordnet. Aus Gründen des freien Warenverkehrs.


Frankreich war das letzte Land, das sich gegen den koffein- und taurinhaltigen Energy-Drink Red Bull wehrte. In 23 europäischen Ländern ist das Getränk seit vielen Jahren am Markt und verschafft dem Getränkekonzern Milliardenumsätze. Im Mai musste sich Frankreich der EU beugen – seit Dienstag stehen die blau-silbernen Dosen nun auch dort in den Verkaufsregalen der Supermärkte.

Nicht weniger als vier Mal hatten die staatlichen Gesundheitsbehörden vor den Risiken beim Konsum dieses potenziell aufputschend wirkenden Getränks gewarnt. Erstmals gab es 1996 ein Nein der Behörde, weil das darin enthaltene Taurin von der Nahrungsmittelbehörde als gefährlicher Stoff eingestuft worden war.

Juristisch war jedoch nichts zu machen, die Invasion der „Roten Bullen“ war nicht zu stoppen. Zuerst war wegen der medizinischen Bedenken in Frankreich nur eine Spezialversion ohne Taurin unter dem Namen „Bullit“ erhältlich. Jetzt hat die österreichische Herstellerfirma auf der ganze Linie gesiegt. Die schlanken Aludosen tauchen überall im Handel auf.


Liberté, Egalité, RedBullité

Mit einer gezielten Werbekampagne hat Red Bull das Terrain für die Schlussoffensive vorbereitet. Vor allem im Motorsport war die Marke in Frankreich als Sponsor allgegenwärtig. Sie übernahm dort die Rolle von Zigaretten, die ihrerseits in der Werbung bei Motorrad- und Autorennen tabu geworden sind. Seit dem Frühling ließ Red-Bull-Hälfteeigentümer Didi Mateschitz in der Seine-Metropole 150 Mini-Cooper mit Riesengetränkdosen auf dem Dach herumfahren. Dabei nützte der findige Kaufmann eine abgewandelte Version des Französischen-Revolutions-Mottos: „Liberté, Egalité, RedBullité“.

Im Zuge des Konflikts wurde der Ball dem französisches Staat zugespielt. Die Behörden mussten selbst den Nachweis erbringen, dass das Produkt Gesundheitsschäden verursachen kann, um es weiter verbieten zu können. Den Behörden drohte deshalb eine Buße von 300 Mio. Euro wegen Behinderung des freien Wettbewerbs. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde warf schließlich das Handtuch. Und Mateschitz triumphierte am Konzernsitz im Salzburger Fuschl. Er zog im Gegenzug für die Verkaufsgenehmigung eine Klage zurück, mit er das Verbot angefochten hatte.

Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot (UMP) will hingegen nicht so schnell kapitulieren. Sie rät Eltern, den österreichischen Energydrink Red Bull als „Vorsichtsmaßnahme“ zu boykottieren. „Red Bull ist ein Getränk, das vom energetischen Standpunkt keinen Nährwert hat, aber große Gefahren birgt“, sagte die Politikerin am Mittwoch im Pariser Fernsehsender LCI. Sie erinnerte daran, dass in Frankreich auf der Verpackung der Hinweis aufgedruckt werden müsse, dass das Getränk Kinder und schwangere Frauen schädigen könne.


Behörden bleiben wachsam

Bachelot bedauert, dass sie den Verkauf und die offensive Werbung leider nicht verbieten könne. Sie rät aber explizit Konsumenten, dieses Produkt nicht zu kaufen. Und stets bereit, den (roten) Stier bei den Hörnern zu packen, warnt sie vor allem die Jugendlichen davor, Red Bull zusammen mit Alkohol zu trinken. Sie sei „extrem wachsam“ und habe die französische Gesundheitsbehörde beauftragt, das Getränk zu überwachen, schloss Bachelot ihren Aufruf.

Letztlich dürfte der Widerstand der französischen Behörden dem Energydrink nur zusätzliche Flügel verleihen. Wer es bisher nicht wusste, hat spätestens jetzt mitbekommen, dass er Red Bull bei seinem Greißler kaufen kann.

Auf einen Blick

Red Bull wird ab sofort auch in Frankreich verkauft, nachdem die EU einen jahrelangen Rechtsstreit beendet hat. Umstritten ist das im Getränk enthaltene Taurin sowie der hohe Koffeingehalt.

Der Boykott-Aufruf von Gesundheitsministerin Roselyne Bachelor verschafft dem Energydrink zusätzliche Werbung.